Hirschbrunft im spreewald

Hirschbrunft im Spreewald

Ab Ende August ist eine verstärkte Bewegung in den Hirschrevieren im Spreewaldinneren zu beobachten. Der Zeitpunkt des Beginns der Brunft variiert dabei je nach Wetterlage (gelegentlich schon Ende August), die ersten kühlen Nächte sind immer die Auslöser des jährlichen Rituals. Hirsche aller Altersklassen beginnen ihre Reviere zu markieren, indem sie durch Rufe (Röhren) weibliche Tiere anlocken, um sie zu Rudeln zusammenzutreiben. Das Röhren dient auch zur eigenen Reviermarkierung, was aber vom ranghöheren, älteren, Hirsch in der Nachbarschaft nicht respektiert wird. Es ist ein Gesetz der Natur, dass sich nur die stärksten Individuen mit den gesündesten Genen fortpflanzen. Allerdings schaffen es auch schwächere Hirsche gelegentlich, wenn sich zwei Starke erbittert bekämpfen, ein weibliches Stück zu beschlagen.

Auch unter den weiblichen Tieren kommt es zu ähnlichen, aber weniger heftigen Rangkämpfen: Die dominierende, gesündeste und kräftigste Hirschkuh stellt sich zuerst dem Sieger zur Verfügung.

Bei den finalen Brunftkämpfen des Rotwilds drängt der stärkste Hirsch den unterlegenen aus dem Revier. Dabei werden die Geweihe eingesetzt, Verletzungen sind dennoch eher selten und zufällig. Vor dem Kampf laden die Tiere oft noch Geäst und Gestrüpp auf ihr Geweih, um so noch bedrohlicher zu wirken. Das Aufeinandertreffen wirkt auf den Beobachter gefährlicher, als es letztlich ist: Die Tiere verhaken sich oft längere Zeit mit ihren Geweihstangen, um danach immer wieder erneut aufeinanderzuprallen – bis einer von beiden entkräftet aufgibt und den Platz verlässt.

In der Brunftzeit sind die Hirsche weniger scheu und eher auf das Brunftgeschehen konzentriert. Dies ermöglicht die Beobachtung der Tiere, manchmal sogar aus unmittelbarer Nähe und am besten und sichersten von Wegen aus. Dennoch sollte sich jeder Beobachter (und Tierfotograf) bewusst sein, dass er sich als Gast im „Wohnzimmer“ der Tiere befindet. Er könnte auch als Rivale von den hormongesteuerten Hirschen wahrgenommen und entsprechend attackiert werden – mit sehr ernsten Folgen. Trifft der Besucher plötzlich und unvorbereitet auf einen kampfbereiten Hirsch, sollte er sich langsam zurückziehen, das Tier dabei stets beobachtend, aber keinen direkten Sichtkontakt halten. Versuche, es durch Anbrüllen zu verscheuchen, könnten das Gegenteil bewirken, es könnte als Kampfbereitschaft verstanden werden. Kommt es zu einem Angriff, sollte hinter einem Baum Schutz gesucht werden.

In den Wochen nach der Brunft kehrt wieder etwas Ruhe im Revier ein. Im Winter sind oft größere Rudel aus Tieren beiderlei Geschlechts zu beobachten. Die großen Ansammlungen sind auf die Einengung ihres ursprünglichen Lebensraumes durch den Menschen zurückzuführen. Ihnen bleibt dann nur der innere, weniger zugängliche Spreewald. Das hängt auch mit dem erhöhten Jagddruck in den nicht so nassen Wäldern und der schweren Bejagung im inneren Spreewald zusammen. Verantwortungsvolle Jäger verzichten auf die Erlegung, falls die Bergung oder gar die Nachsuche zu schwierig werden.

Die Hirsche verlieren im Spätwinter ihre Stangen, um bald danach erneut ein Geweih (Bastgeweih) zu bilden, diesmal mit einem Ende mehr, denn der Hirsch ist inzwischen auch ein Jahr älter geworden. Die Endenzahl hängt allerdings auch von den Lebensbedingungen ab. Im Spreewald sind 18-Ender und noch ältere Hirsche nur noch selten zu beobachten. Die weiblichen Tiere setzen Ende Mai/Juni ihre Kälber ab.

Die Jäger entnehmen Rotwild gemäß behördlich genehmigtem Abschussplan. Dieser enthält für jüngere Stücke oft das Kriterium Mindestabschuss, daher wird oft zu stark in die Jugendklasse eingegriffen und es können weniger Individuen alt werden. Weiterhin ist mit der heutigen Technik (Schalldämpfer; Nachtoptik) die Bejagung effektiver geworden. Dadurch gehen die Bestände zurück, was aus forstlicher Sicht allerdings erwünscht ist.

Vom 01.08. – 31.12., mancherorts bis 31.01., ist Jagdzeit, also auch während der Brunft.

Peter Becker, 21.09.25

Ich bedanke mich bei Arnulf Weigand und Sebastian Fuchs für die fachliche Unterstützung!

Die Lausitzer Rundschau berichtete am 27.09.25:

Screenshot