Kulturlandschaft

Vom Naturraum zur Kulturlandschaft
Der Spreewald ist ein einzigartiges Natur- und Kulturdenkmal in Deutschland, das durch seine geografischen, historischen und landwirtschaftlichen Bedingungen geprägt ist. Diese beeindruckende Region liegt im Südosten Brandenburgs und gehört zu den wichtigsten und bekanntesten Feuchtgebieten Europas. Der Spreewald wurde im Jahr 1991 von der UNESCO als Biosphärenreservat anerkannt, was die Bedeutung seiner ökologischen und kulturellen Vielfalt unterstreicht. Hier verschmelzen Natur und Mensch auf eine Weise, die über Jahrhunderte hinweg eine harmonische Kulturlandschaft geschaffen hat.
Ein Landschaftsdenkmal mit tiefen Wurzeln
Die Entstehung des Spreewaldes geht auf die letzte Eiszeit vor etwa 20.000 Jahren zurück, als Gletscher und Flüsse das heutige Netz aus Fließen und Wasserläufen schufen. Doch es waren die Menschen, die in den folgenden Jahrhunderten die Region urbar machten und sie zu dem formten, was sie heute ist: eine von Wasser durchzogene Kulturlandschaft. Bereits die slawischen Stämme, die im frühen Mittelalter hier siedelten, begannen, das Land landwirtschaftlich zu nutzen. Im 6. und 7. Jahrhundert ließen sich die Sorben und Wenden im Spreewald nieder und prägten die Kultur und Lebensweise der Region.
Über die Jahrhunderte hinweg wurde der Spreewald immer stärker durch menschliches Wirken geformt. Die Bewohner schufen ein komplexes Netz aus Kanälen, sogenannten „Fließen“, die bis heute für die landwirtschaftliche Nutzung und als Verkehrswege von entscheidender Bedeutung sind. Dieses Wassersystem diente früher zur Bewässerung der Felder und als Transportweg für Menschen und Güter – und es prägt das Leben der Menschen im Spreewald bis heute.

Gemüseanbau im Spreewald
Eine der bekanntesten landwirtschaftlichen Traditionen des Spreewaldes ist der Anbau von Gemüse, insbesondere der berühmten Spreewaldgurke. Die Gurke, die im 19. Jahrhundert erstmals in großem Stil kultiviert wurde, hat nicht nur regionale, sondern auch nationale Bekanntheit erlangt. Sie ist das Markenzeichen der Region und genießt sogar den Schutz einer geschützten geografischen Angabe (ggA). Der Spreewald bietet durch sein feuchtes Mikroklima und die fruchtbaren Böden ideale Bedingungen für den Anbau dieser und anderer Gemüsearten wie Meerrettich – dem „weißen Gold der Spree“ – sowie Zwiebeln und Kohl. Das Gemüse diente viele Jahrzehnte auch zur Versorgung von Berlin.
Seit Jahrhunderten wird die Region von den Menschen landwirtschaftlich genutzt und gleichzeitig liebevoll gepflegt, um den natürlichen Charakter der Flusslandschaft zu erhalten. Der Gemüseanbau im Spreewald ist geprägt von nachhaltigen Anbaumethoden, die den Erhalt der natürlichen Ressourcen und der einzigartigen Landschaft gewährleisten. Die Landwirte setzen auf umweltschonende Techniken, um die Bodenqualität zu erhalten und das empfindliche Ökosystem des Spreewaldes zu schützen. Dazu gehören der Verzicht auf chemische Düngemittel und der Einsatz natürlicher Bewässerungsmethoden über das Fließsystem der Region. Mittlerweile ist der Gemüseanbau aus wirtschaftlichen Gründen rückläufig.

Nachhaltige Landschaftspflege
Die Pflege der Kulturlandschaft des Spreewaldes erfordert viel Engagement von den Menschen, die diese Traditionen seit Generationen weiterführen. Viele der Pflegearbeiten, wie das Krauten oder die Wiesenpflege, werden noch in Handarbeit und oft gemeinschaftlich durchgeführt.
Die Arbeit der Spreewälderinnen und Spreewälder ist dabei nicht nur eine praktische Notwendigkeit, sondern auch Ausdruck einer tiefen Verbundenheit mit ihrer Heimat. Das Wissen um die Pflege der Landschaft und die Traditionen wird von Generation zu Generation weitergegeben.